Konfiguration eines zusätzlichen VoIP-Providers in der Fritzbox wenn es eigentlich gar nicht möglich ist
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Worum geht's?
Es gibt einige Internet- und Telefon-Flat Anbieter, die es über eine gebrandete Fritz-Box Web Oberfläche
nicht erlauben, alternative VoIP-Anbieter zu konfigurieren. Man kann es zwar versuchen, aber die Verbindung
zu dem alternativen VoIP-Anbieter wird nicht hergestellt, was oft daran liegt, dass der eigene
Telefonanbieter für VoIP und Internet unterschiedliche Zugaänge konfiguriert hat, und die Fritzbox versucht,
wenn auf Grund der gebrandeten WebOberfläche entsprechende Einstellmöglichkeiten fehlen, über den
VoIP-Zugang den alternativen VoIP-Anbieter zu kontaktieren, was aber scheitern wird.
Ein alternativer VoIP-Anbieter ist aber z.B. für Gespräche ins Mobilfunknetz oder Ausland durchaus
sinnvoll, da man hier richtig sparen kann. Hier ein Vergleich zwischen den VoIP-Anbietern m-net,
dus.net und
Tele33
(Stand 10/2014, Preise in Eurocent pro Minute, Angaben ohne Gewähr):
| m-net | dus.net Tarif 60 | Tele33 |
Deutschland Mobil | 21,9 | 9,8 | 6,6 |
österreich Festnetz | 6,9 | 3,9 | 1,1 |
österreich Mobil | 33,9 | 3,9 | 1,8 |
Wie wirds gemacht?
Erst ein paar wichtige Hinweise:
- Achtung: Alle Änderungen, die man an der Fritz-Box durchführt, erfolgen auf eigenes Risiko.
Fehlerhafte Konfigurationen können dazu führen, dass die Fritz-Box nicht mehr funktioniert. Änderungen im
Allgemeinen können zum Erlöschen der Garantie- und Gewährleistungsansprüche führen.
- Um die Konfiguration der Fritz-Box aus- und vor allem mit den Änderungen wieder einzulesen, kann man den
Fritz-Box Editor FBEditor
benutzen. Um diesen zu benutzen muss man auch
Oracle
Java SE Runtime Environment (JRE)
installiert haben.
- Alternativ kann man sich mittels telnet
(z.B. mit putty) auch direkt auf die Fritz-Box verbinden
und mit dem dort verfügbaren Kommandozeilen-Editor 'nvi' die Änderungen direkt in der unten genannten Datei
auf der Fritz-Box durchführen. Dabei sollte man sich aber mit der sehr eigenen Bedienung des unter Unix
bekannten Editors 'vi' auskennen.
-
Man kann zwar die Konfiguration auch über die Fritz-Box Oberfläche auslesen (sichern), das Zurückspielen
mit Änderungen wird aber scheitern. Man sollte aber auf alle Fälle eine Sicherung seines Systems
auf diese Weise durchführen.
- Beim Auslesen der Konfiguration werden die Parameterwerte zu username und passwd
verschlüsselt. Man kann sie zum Zurücksichern so lassen oder aber auch im Klartext angeben.
- Wenn man seine DSL, VoIP und sonstigen Konfigurationsdaten unverschlüsselt auslesen möchte
(z.B. die Passwörter, die automatisch vom Anbieter vergeben werden, aber die man nicht mitgeteilt bekommt),
sollte man sich
diesen Link
mal ansehen. Der OS-X Teil ist dabei auch für Windows-Nutzer interessant, da man mit einem telnet-Client
für Windows (z.B. putty)
das Gleiche machen kann.
- Nach erfolgreicher Änderung der Konfiguration war es mir leider nicht möglich, diese zusätzlichen
Konfigurationen zu der neuen VoIP-Rufnummer über die
Web-Oberfläche der Fritz-Box zu ändern. Da es aber
funktioniert und eine Änderung an der Stelle nicht täglich gemacht werden muss, ist diese Einschränkung
hinnehmbar.
- Telnet wird bei der Fritz-Box über die Wahl der Rufnummer #96*7* von einem angeschlossenen Telefon
aktiviert. Man sollte sich eine Sicherung der Konfiguration mit aktiviertem Telnet anlegen. Ich habe schon
erlebt,dass sich Telnet zwar noch abschalten ließ (über #96*8*) aber nicht wieder einschalten.
Dann hat man verloren, wenn man nicht eine Sicherung einspielen kann, bei der Telnet schon aktiviert ist.
Hier
findet man eine Anleitung, wie man telnet auch ohne angeschlossenes Telefon aktiviert und deaktiviert.
- Ab Version 6.30 von Fritz OS lässt sich telnet nich ohne Weiteres wieder aktivieren. Um telnet dennoch - zumindest vorübergehend - zu aktivieren, findet man
hier
eine Anleitung dazu.
Jetzt gehts aber los:
Variante 1 mit nvi:
Wenn man die Änderungen direkt auf der Fritz-Box durchführen möchte,
sollte man telnet aktivieren (über #96*7*, siehe oben), sich mit z.B.
putty auf der Fritz-Box einloggen
und dann mit dem Befehl
nvi /var/flash/voip.cfg
die entsprechenden Änderungen (siehe Punkt 3 und 4 von Variante 2) eintragen.
Eine Anleitung zur Benutzung des Editors 'vi' (gilt auch für 'nvi') findet man
hier.
Anschließend sollte man (mit noch aktivem telnet) eine Sicherung über die Web-Oberfläche der Fritz-Box
durchführen und man muss die Fritz-Box neu booten.
Sicherheitshalber sollte man telnet wieder deaktivieren (über #96*8*).
Die zusätzliche VoIP-Rufnummer sollte nun aktiv sein.
Abschließend noch Punkt 6 und 7 von Variante 2 beachten.
Variante 2 mit FBEditor:
- Die aktuelle Konfiguration der Fritz-Box mit dem Fritz-Box Editor
FBEditor sichern.
- Nun öffnet man die gesicherte '.export'-Datei mit einem Text-Editor, wie zum Beispiel
Notepad++,
der auch Unix-Textformat abspeichern kann oder editiert direkt in FBEditor. Nicht den Notepad verwenden,
da dieser Textdateien im Windows-Format abspeichert, was zu Problemen führen kann.
- Man sucht im Abschnitt voip.cfg den ersten Bereich hinter seinen VoIP Konfigurationen des
vorkonfigurierten Anbieters aus, also den ersten ungenutzten Eintrag.
Dieser steht in uax { .... }, wobei x eine Zahl ist.
Wenn man nur eine Rufnummer hat, sucht man sich also den Bereich ua2 { .... }.
Dort ersetzt man dann diese eine Konfiguration mit gültigen Werten seines alternativen VoIP Anbieters.
Wichtig sind hier vor allem folgende Parameter und Werte:
- enabled muss natürlich auf yes gesetzt sein.
- username muss den Login zum Account beim alternativen Anbieter enthalten
- passwd muss das Passwort dazu enthalten
- registrar und stunserver enthalten die SIP server des alternativen Anbieters. stunserver kann manchmal auch leer bleiben.
- name ist irgendein selbst gewählter Name - am besten der gleiche Wert wie bei username.
- route_always_over_internet muss ebenfalls auf yes gesetzt sein, damit der Internet-Zugang und nicht der spezielle VoIP Zugang des vorkonfigurierten Anbieters genutzt wird.
Im folgenden Beispiel sieht man die Werte für dus.net, wie sie z.B. in einer Fritz-Box 7270v3
(FritzOS 5.50) oder 7360 (FritzOS 5.51) funktionieren:
enabled = yes;
username = "000387xxxxxx";
authname = "";
passwd = "mein-password";
registrar = "proxy.dus.net";
ttl = 30m;
sipping_enabled = no;
sipping_interval = 280s;
name = "000387xxxxxx";
providername = "";
ims_client = no;
with_displayname = no;
dtmfcfg = dtmfcfg_inband;
rtpevent_keep_packetrate = no;
register_failwait = 0w;
register_failwaitmax = 30m;
stunserver = "stun.dus.net";
stunserverport = 3478;
use_internat_calling_numb = no;
is_nat_aware = no;
localip = 0.0.0.0;
protocolprefer = protocolprefer_ipv4only;
ignore_received_header = no;
always_clir = no;
clirtype = clir_displayname;
colptype = colp_none;
clipnstype = clipns_off;
vad_enabled = no;
only_one_dialog = no;
presence_supported = no;
mwi_supported = yes;
mwi_inmemoria = no;
ccbs_supported = no;
reg_support = regsupport_auto;
packetization = packetization_fixed;
tx_packetsize_in_ms = 20;
xrtp_periodic = 0;
reject_refer = yes;
no_register_fetch = no;
do_not_register = no;
only_call_from_registrar = no;
invite_without_register_allowed = no;
outboundproxy = "";
outboundproxy_without_route_header = no;
factory_3pty_uri = "";
no_hold_speech = no;
dditype = ddi_none;
ddireception = "";
alias_head_number = "";
cfxsignaling = cfx_standard;
backup_wanted = no;
use_session_timer = no;
use_rport = yes;
add_rtpmap_for_all_codecs = no;
answer_only_one_codec = no;
without_annexb_no = no;
srtp_supported = no;
use_488_for_no_t38 = no;
g726_via_rfc3551 = yes;
no_g726_32_offer_with_pt2 = no;
g726_fixed_ptime30 = no;
dtmf_inband_on_g711g722 = no;
enable_3xx = yes;
t38_reinvite_from_remote = no;
use_t38version0 = no;
rtcp_xr_media_attribute = no;
ptime_a_attribute = yes;
tones_and_announcements_for_service = no;
read_p_asserted_identity_header = no;
route_always_over_internet = yes;
gui_readonly = no;
convertstate = 0;
snmp_instance = 0;
- Nun muss man noch dafür sorgen, dass diese Einstellungen nicht vom Telefon-Anbieter überschrieben
werden. Dazu muss man TR069 deaktivieren. Man sucht die Einstellungen
'
tr069discover_active = yes;
' und 'tr069discover_forced = yes
;'
und setzt diese auf 'no
'. (Hier bin ich mir nicht sicher, ob dies am Ende wirklich
den gewünschten Effekt hat. Geschadet hat es aber nicht.)
- Nun das ganze im Unix-Textformat abspeichern und anschließend in die Fritz-Box mit dem FBEditor
zurückspielen (siehe Warnhinweis oben: auf eigene Gefahr!!). Die Fritz-Box wird dann neu booten und
nach einiger Zeit sollte alles wieder gehen - und auch die zusätzliche VoIP-Rufnummer sollte nun
aktiv sein.
- über die Web-Oberfläche der Fritz-Box kann man nun eine oder mehrere Wahlregeln konfigurieren,
z.B. für Mobilfunk und Ausland. Danach werden alle Mobilfunk und Auslandsgespräche über den
alternativen VoIP-Anbieter geführt.
- Zuletzt sollte man noch einmal die Fritz-Box-Konfiguration sichern.
Axel Findling, 2013-06-12
letzte Änderung 2015-10-30